POLITIK

Von: Ajhara Sh’shirros

Mars In einer verblüffenden Ankündigung des Gouverneurs der Mars-Kolonien wurde einem Orion-Free-Trader die Erlaubnis erteilt, einen Orioner-Außenposten in der ältesten Kolonie auf dem Mars zu errichten. Ein beispielloser Schritt. Ohne die Föderation zu konsultieren, hat der marsianische Gouverneur Lars Durnsdale dem neutralen Orioner das Recht eingeräumt, im Herzen der Föderation neben renomierten Institutionen und Einrichtungen wie dem Daystrom Institute of Technology und den Utopia Planitia Fleetyards und der Hauptverwaltung der Jennet Trade Securities Corporation eine Basis aufzubauen. Trotz der politischen Neutralität der Orioner überrascht diese Entscheidung nicht nur Branchenkenner.

Bei besagtem Händler handelt es sich um Kapitän E’Brelle, der weder dem Mars noch der Regierung fremd ist, nachdem er den Planeten mehr als fünfzehn Jahre lang besucht hatte. Bei der Ankündigung über einen Live-Medienstream stand Gouverneur Durnsdale neben Captain E’Brelle und sie schüttelten die Hände.

„Die Mars-Kolonien, die mit Captain E’Brelle, einem Vertreter der Orion-Free-Trader sowie der Orion-Regierung, zusammenarbeiten, sind Teil eines historischen Moments. Wir erleben die Einrichtung des ersten Orion-Außenpostens in der Föderation und der ehemalige Captain, jetzt Botschafter E’Brelle, wird den Bau hier auf dem Mars überwachen“ , erklärte der Gouverneur.

Die kürzlich ernannte Botschafterin E’Brelle erregte erstmals während des Dominionkrieges Aufmerksamkeit und benutzte ihr Schiff, um medizinische Vorräte an die Front zu transportieren. Aufzeichnungen berichten, dass diese Flüge freiwillig waren. Botschafterin E’Brelle ist eine bekannte Tochter einer Orion-Führerin, die nie selbst Bestrebungen gezeigt hat, als Botschafterin zu dienen.

Die plötzlichen Entwicklungen werfen die Frage auf, ob der Gouverneur der Mars-Kolonien selbst entschieden hat, diesen historischen Schritt zu wagen und eine Orion-Abgesandte einzuladen, oder ob er unter dem Einfluss der berüchtigten Orion-Pheromone steht.

Vertreter dieser Zeitung trafen Gouverneur Durnsdale, als dieser den Regierungskomplex verließ und stellten die Frage, ob eine Erlaubnis für die Ansiedlung von Nicht-Föderationsmitgliedern überhaupt rechtens wäre.

„Die Föderation schreibt nicht vor, wer einen Außenposten oder eine Botschaft gründen kann, insbesondere, da bisher nur begrenzte Kontakte zu den Orionern bestehen, ist eine ergebnisoffene Zusammenarbeit wünschenswert. Spezies, die nicht mitglieder im Rat sind, treten ständig an uns heran und werden von der Föderation gehört. Die Vereinbarung wurde in gutem Glauben getroffen, und wir haben über zehn Jahre mit dem ehemaligen Captain E’Brelle gearbeitet. Es ist längst an der Zeit, den Orions einen Außenposten zu geben, gerade als Teil des zivilen Handelssektors. Und ich ärgere mich über Ihren Kommentar, ich könnte „unter dem Einfluss“ stehen. Meine Gedanken und meine Gefühle sind ganz die Meinen und unter Kontrolle, danke!“

Ein Gespräch mit der frisch berufenen Botschafterin E’Brelle in ihrem neuen Büro lieferte einen Einblick in die Sicht der Orioner: „Ich habe diesen Planeten auf meinen Reisen mehrmals besucht und habe neben dem zivilen Handel eine gute Zusammenarbeit mit Sternenflottenoffizieren gepflegt. Nachdem ich fünfzehn Jahre auf dem Schiff gewesen war und mich in diesen Planeten verliebt habe, fällt mir kein besseres Arrangement ein, um die Orioner und die Föderation zusammenzubringen, da wir uns beide einen enormen Nachholbedarf haben, was Handelsfragen zwischen unseren Völkern betrifft. Diese Vereinbarung wird sich nicht auf unsere Neutralität auswirken, aber sowohl der Gouverneur als auch ich glauben, dass es eine engere Beziehung zwischen den Orionern und der Föderation festigen wird, wenn wir einen Außenposten haben.

Wir haben die Hoffnung, einst an dieser Stelle eine vollwertige Botschaft zu betreiben, ohne jedoch die strengen Beschränkungen und Regeln, die einen Austausch der Föderation mit Nicht-Mitgliedern betreffen. Wir haben keinen Wunsch, Teil der Föderation zu werden, aber wir sind der Meinung, dass eine Orion-Präsenz vorhanden sein sollte.“

Während des gesamten Gesprächs hatte die Botschafterin nachweislich keine Pheromone eingesetzt.

Nach dieser unerwarteten Ankündigung wurde die Präsidentin der Föderation Bacco aufgefordert, zu diesem vom Gouverneur von Utopia Planitia initiierten Manöver Stellung zu nehmen. Präsident Bacco lehnte eine Stellungnahme ab.

Eine Anfrage an die Jennet Trade Securities Corporation, die seit 2351 im Geschäft ist, ob sie eine dauerhafte Präsenz der Orioner auf dem Mars tolerieren würden, beantwortete CEO Deborah Turow, eine Betazoide: „Wir begrüßen immer Handelsmöglichkeiten, bei denen das Handelsrecht befolgt wird.“

Die unabhängige JTSC, bekannt als Pionierin auf dem Gebiet des interstellaren Handelsrechts, setzt eigene Kommissare ein um Handelsstreitigkeiten zu lösen. Gegründet wurde die JTSC von der Unternehmerin und zertifizierten Handelsinspektorin Barbara Jennet und ihrem Ehemann. Beide waren in den letzten vierzig Jahren als Ermittler und Vermittler für den zivilen Handel tätig und für ihre JTSC-X-Serie kleiner, warpfähiger Schiffe bekannt.

Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die Präsenz der Orioner auf die Föderation und die Sternenflotte haben wird.