Columbia Mission 32: Sternzeit 11.03./13.03.2016

Persönliches Tagebuch, Keira Valeris, Crewman II Grade, Abteilung Wissenschaften und Medizin



Das Symposium zum Thema Xartack liegt etwa zwei Wochen hinter uns. Wir haben viele interessante Vorträge gehört, vornehmlich zum Thema dieser fremden Spezies, mit der wir im Krieg liegen. Aber auch zu allgemeineren Themen wie z.B. "Physiologische Auswirkungen von Streß- und Kampfsituationen" von PO Wynter. Captain Hunter von der USS Tereshkova referierte über die Verläufe von Erstkontakten in der Geschichte der Föderation, Commander Javert als Security Chief dieses Distrikts erläuterte uns die Grundlagen der Telepathie, der Besonderheiten des psionischen Feldes und gab uns eine Erklärung und gleichzeitig eine Entschuldigung für ihr schnelles und vielleicht voreiliges Handeln bei der Befragung des in einer vergangenen Mission inhaftierten Xartack.

Letztendlich war dieses Handeln doch als Erfolg zu verbuchen, da es uns eine erste tatsächliche Kontaktaufnahme zu dem gefangen genommenen Exemplar dieser Rasse ermöglichte.
Auch Vorträge zur Physiologie der Xartack und eine Chronologie über den Ablauf der bisherigen Konflikte mit dieser Spezies trugen dazu bei, ein tieferes Verständnis für die vertrackte Situation herbeizuführen, in der wir uns mit diesen fremden Wesen befinden.

Pers. Tagebuch: Der Commander hat damit zumindest bei mir sämtliches Vertrauen zurückgewonnen, das vorher zugegebenermaßen etwas ins Wanken geraten war.
Dr. Sanders referierte über alles, was wir über die Körperphysiologie der Xartack wissen – was leider verschwindend gering ist.
Was gäbe ich darum, endlich ein Exemplar auf dem Seziertisch zu haben aber leider ist uns das bisher nicht gelungen. Die Kampfanzüge der Xartackkrieger führen zur sofortigen Desintegrierung des Körpers bei Exitus.

Der Crew der Tereshkova, die mit uns an der Horizon Station liegt gehen wir geflissentlich aus dem Weg nach dem Zwischenfall in der "Neutral Zone", der bei allen beliebten Cocktailbar.
Irgendein Mitglied der Tereshkova - unsere Crew ist dazu überggegangen die Tereshkova in die "Trashcan" umzubenennen - hat eine abfällige Bemerkung über die Technik der Columbia gemacht und damit unsere Technikcrew bis ins Mark getroffen. Ein Wort gab das andere und dann rutschte die erste Faust aus und da die Führungsriege gerade  in einer Besprechung war boten wir bei ihrer Rückkehr ein einigermaßen unwürdiges Bild. Ich kann dazu nur sagen, daß die Tereshkovacrew schlimmer aussah als wir und das war die einzige Rechtfertigung die wir für Captain Gallagher hatten als er uns und unseren blauen Augen eine Standpauke hielt. Ich wußte bis dato nicht, wie sehr eine gepflegte Keilerei die Gemüter entspannen kann. Aus Sternenflottensicht ist das natürlich etwas peinlich.
Seither ist die Stimmung zwischen der Tereshkova und der Columbia etwas konkurrenzlastig und es wird Zeit, daß wir endlich wieder fliegen. Diese Station ist zu klein für die Tereshkova und uns.

Leider sieht es momentan so aus, als müßten wir noch eine Weile auf eine weitere Mission warten, denn Captain Gallagher ist mit Crewman Funk zum Oberkommando der Sternenflotte geflogen. Ihn erwartet eine Besprechung bezüglich seiner Eingabe, die Suche nach im Dominionkrieg vermißten Schiffen und Crewmitgliedern noch einmal verstärkt durchzuführen.

Mein Frustlevel hält sich in Grenzen. Die Anforderungen meiner medizinischen Ausbildung bei Dr. Sanders verhindern Langeweile und wenn er mich nicht gerade mit weiteren Ausbildungsprogrammpunkten zum Thema Notfallversorgung traktiert haben wir tatsächlich Freizeit...

Die Routine wird unterbrochen als Commander Security Chief Javert auftaucht und die Crew zusammenruft. Der erste Eindruck, es könne sich um einen Höflichkeitsbesuch ob der alten Zeiten willen handeln wird allerdings von ihr in Sekundenschnelle zertrümmert.

Was Javert uns mitteilt ist Folgendes:
Der inhaftierte Xartack, der sich immer noch in Stasis auf der Station befindet stirbt.
Ohne den Kontakt zu seiner Spezies verkümmert sein Geist und es ist nur eine Frage von wenigen Tagen, bis er genau diesen aufgibt.
Das Oberkommando diskutiert noch über die korrekte Vorgehensweise und währenddessen verreckt unsere einzige uns gegenüber nicht feindlich gestimmte mögliche Kontaktperson zu der fremden Spezies. Unter Javerts kühler Fassade bemerke ich den Zorn, der in ihr brodelt.
Die Führungsriege möchte ein Team von Spezialisten zusammenstellen. Laut Javert sind wir die einzigen Spezialisten, denn nur wir haben bislang mit einem Xartack überhaupt Kontakt aufnehmen können. Genauer gesagt unsere Telepathen. Für Javert ist dieser Xartack unsere letzte Chance auf Frieden. Er muß zu seinem Volk zurückgebracht werden.
Er ist bereit, uns mit anderen Wissenschaftlern seines Volkes zusammenzubringen und Javert behauptet eine Möglichkeit zu haben, auch Nicht-Telepathen einen solchen Kontakt  zu ermöglichen.
De facto handelt es sich um einen Erstkontakt, den wir durchführen sollen. Ohne offiziellen Befehl. Ohne Einverständnis des Oberkommandos. Nur auf Javerts Wunsch. Wir können uns nur auf Javert verlassen, sie als Securitychief des Distriktes übernimmt die volle Verantwortung und sie braucht uns, genau diese Crew.

Diese...Aktion...diese illegale und höchst unsanktionierte Aktion...stellt unsere größte Chance dar und sie kann mit einem großartigen Erfolg für die Föderation enden oder in einer absoluten Katastrophe gipfeln, wenn wir scheitern. Ganz davon abgesehen, daß ein Kriegsgericht das mindeste ist, was sie selbst zu erwarten hat und ob wir ungeschoren davonkommen steht ebenfalls  in den Sternen. Außerdem bestehen gute Chancen, den Xartack in die Hände  zu fallen.

Schweigen.
Javert erwartet unsere Antwort und sie gibt jedem Crewmitglied, das auch nur die geringsten Zweifel hat die Möglichkeit, auf der Stelle  zu gehen und Meldung  zu machen. Niemand rührt sich von der Stelle.

Pers. Tagebuch: Ich habe auf dem Symposium Javert persönlich mein Vertrauen ausgesprochen und ich denke nicht daran, mein Wort bei der ersten Gelegenheit zu brechen. Befehle? Drauf gesch....
Das ist so eine unglaubliche Gelegenheit! Wer kann schon von sich selbst behaupten, bei einem wirklichen Erstkontakt zu einer fremden Spezies dabei gewesen zu sein? Womöglich einen Krieg beendet zu haben? Natürlich knotet sich mein Magen vor Angst zusammen. Die Xartack haben sich im Umgang mit ihren Feinden bisher nicht von der zimperlichen Seite gezeigt. Im schlimmsten Fall erwartet uns ein unrühmliches und schmerzvolles Ende in deren Versuchslaboren. Aber die Möglichkeiten...
Ich sehe dem Rest der Crew an, daß es ihnen ähnlich geht. Niemand verläßt den Raum, alle sehen nur ihren Commander erwartungsvoll an und Javert ist sichtlich stolz und gerührt über diesen Loyalitätsbeweis.
Um es mit einem Zitat zu sagen: "Certainty of death... Small chance of success... What are we waiting for?"

Sie empfiehlt jedem von uns, in seinem Logfile offiziellen Protest gegen ihr eigenmächtiges Handeln ohne Befehl des Oberkommandos einzulegen.

pers. Tagebuch: Netter Versuch aber was mich betrifft kann sie lange darauf warten. Ich weiß, daß es sinnvoll wäre und eigentlich nur eine Formalität darstellt aber irrationalerweise mag ich einfach nicht! Es käme mir irgendwie seltsam vor. Ich hoffe aber, daß zumindest die Offiziere ihren Rat befolgen. Ich bin nur Crewman, meine Meinung ist ohnehin nicht maßgeblich.

Dann erfolgt ihr Befehl zum Ablegen und alle eilen auf ihre Stationen.

Pers. Tagebuch: Was wird nur Captain Gallagher sagen, wenn er davon erfährt? Schließlich – es gibt kaum beschönigende Worte dafür – meutern wir gerade gegen die Führungsriege und klauen ihm sein Schiff unter der Nase weg. So sehr mir daran liegt, alles für Javert und dieses Schiff und die Möglichkeit auf Frieden zu geben, so wenig möchte ich den Captain enttäuschen aber das eine geht nicht ohne das andere und nur ein Erfolg wird uns Recht geben und uns vielleicht  zu Helden machen. Ein Scheitern verurteilt uns  zu Verbrechern.
The winner tells the tale.
Diese Crew ist fest entschlossen, Geschichte  zu schreiben!

In einer ersten Besprechung teilt Commander Javert ihr Wissen und ihre Informationen mit uns und überträgt uns Aufgaben. Ideen werden gemeinsam entwickelt.
Sie hatte in letzter Zeit auf der Horizon Station Gelegenheit, gemeinsam mit einem versierten Telepathen der Caern immer wieder Kontakt  zu unserem Xartack aufzunehmen.
Körperlich ist er stabil aber die Xartack scheinen den Körper eher als eine Art lästiges aber notwendigesTransportvehikel für ihren Geist wahrzunehmen. Sein Geist verkümmert ohne den Kontakt  zu seiner Spezies, seinem geistigen Kollektiv. Momentan befindet er sich in Stasis, aber im psionischen Feld ist er weiterhin unterschwellig aktiv – als würde er träumen. Die erste Maßnahme gegen sein Verkümmern besteht darin, ihn nach Hause  zu bringen. Mitten in den Raum der Xartack.
Natürlich fliegen wir unter Tarnung mit Hilfe des romulanischen Sublieutenant Telar – der es sich nicht hat nehmen lassen, mitzukommen. Seine Neugierde überwiegt wohl gegenüber dem, was seine Führung wohl dazu sagen wird. Dennoch ist allein dieser Flug riskant. Wir dürfen nicht den Xartack in die Hände fallen, denn die würden uns erstens versuchen zu zerstören und zweitens besteht eine realistische Chance, daß sie den Abtrünnigen ihrer Spezies, der uns  in die Hände gefallen ist ebenfalls vernichten.

Die Waffe der Xartack, mit der sie Tykenspalten im Subraum erschaffen, um darin Schiffe festzusetzen ist nicht zu vergessen, genau so wenig wie die vielen Schutzmaßnahmen, die wir im Kampf gegen die Spezies bereits eingesetzt und entwickelt haben.
Zunächst müssen wir dafür sorgen, daß alle uns bekannten Maßnahmen zur Verteidigung erneut aktiviert werden.
Javerts Idee, auch Nicht-Telepathen in eine telepathische Kontaktaufnahme mit den Xartack einzubeziehen – wohlbemerkt, das ist die einzige "Sprache", die sie verstehen – besteht darin, ein Gerät einzusetzen, das sie vor Jahren als Geschenk einer religiösen Kaste von Osius mitbekommen hat.
Das Gerät, im folgenden wenig phantasievoll als 'Universumsgerät' bezeichnet verstärkt auf bisher unbekannte Weise das psionische Feld, so daß auch Wesen, die nur sehr latent psionisch aktiv sind, also auch die Spezies Mensch, in einen gemeinschaftlichen Kontakt treten können, in dem sie Gefühle teilen können.
Unsere Hauptaufgabe besteht darin, das Gerät genauestens zu analysieren, seine Wirkungsweise herausfinden und so zu modifizieren, daß die Wirkung deutlich verstärkt wird.

Weiterhin steht das Entschlüsseln der Koordinaten zu einer wissenschaftlichen Station der Xartack auf dem Programm. Der Xartack konnte nur in Bildern übermitteln, die es  zu "übersetzen" gilt.
Das permanente Überwachen des schlafenden Xartack in der Medizin ist notwendig um ihn rechtzeitig vor Eintreffen in der Station wecken zu können, so daß er seine Leute auf unseren Besuch vorbereiten kann, bevor sie uns abschießen.
Das Etablieren sämtlicher Schutzmaßnahmen, die uns einfallen ist zwingend.
Die subdermale Implantation von Corticalstabilisatoren in jedes Crewmitglied empfiehlt sich. Bei Veränderungen der Gehirnströme im Falle eines telepathischen Angriffs schlagen diese Geräte augenblicklich Alarm, damit dieses Crewmitglied nicht  zu einer Gefahr für die Mannschaft und das Schiff wird. Außerdem wird betroffenen Crewmitglied der Zugriff auf den Schiffscomputer automatisch verweigert.
Eine Modifizierung der Selbstzerstörung der Columbia wird vorgenommen. Im Falle eines roten Alarms muß alle 15 Minuten eine Rückmeldung gegeben werden.
Über eine Möglichkeit zur Selbsttötung jedes Crewmitglieds wird diskutiert damit möglichst keiner den Xartack lebend  in die Hände fällt.
Ein weiteres Gerät, das ursprünglich von den Ferengi stammt und jegliche telepathische Aktivität unterdrückt steht zur Verfügung. Leider wird sich im Folgenden zeigen, daß der Einsatz dieses Gerätes den Xartack sehr schwächt und seinen Zustand innerhalb kürzester Zeit dramatisch verschlechtert. Das psionische Feld ist für diese Spezies offensichtlich vital.

Pers. Tagebuch: Nein, Javert hat das Gerät nicht offiziell bekommen, sie hat es sich...geborgt. Aus der Asservatenkammer. Für diese Mission. War ja klar.

Wir haben viel zu tun. Die Bilder des Gemetzels auf der Helios spuken vielen noch im Kopf herum. Die Xartack sind für uns immer noch ein fremdartiger Alptraum. Wie soll es gelingen, ihnen zu übermitteln, daß wir fühlende und denkende Wesen sind? All zu viel Haß und Furcht haben dabei nicht viel zu suchen, wir müssen es schaffen, ihnen klar zu machen, daß wir mehr sind als nur zweidimensionale Abziehbilder, die sich zufällig bewegen und die gefährlich sind. Daß wir es wert sind, wahrgenommen zu werden.
Ich habe Angst vor ihnen. Andererseits will ich diesen Kontakt.
Das Fehlen einer psionischen Aktivität macht eine Person für die Xartack zu einer unvollständigen Lebensform, eine, die sie kaum wahrnehmen können. Lügen ist in der Telepathie nur sehr schwer möglich, also werden – wenn wir das Universumsgerät  zum Einsatz bringen – alle unsere Emotionen projiziert werden. Auch die negativen. Aber auch das gehört nun einmal zu unserem Wesen. Wir bestehen nicht nur aus harmonischen Glücks- und Gemeinschaftsgefühlen, wir sind Individuen, wir haben Angst, sind traurig, fühlen Schmerz, Haß und Wut. Unsere einzige Chance besteht darin, ihnen unsere Hoffnung  zu vermitteln, den Konflikt friedlich zu beenden. Mindestens dieser Wille muß vorhanden sein. Ob das jeder kann?

Zunächst einmal aber übernimmt die Nachtschicht. Der morgige Tag wird hart.
Das hindert einige von uns nicht daran, noch einige Stunden lang  zu diskutieren, über das Für und Wider dieses Einsatzes, aber in einem sind sich alle einig: Wir müssen es versuchen, es ist unsere einzige Chance. Wir dürfen nicht scheitern.

Bei Dienstantritt setzen wir die Arbeit fort. Erste Ergebnisse mit Testreihen des Universumsgerätes zeigen, daß es kristalline Strukturen beinhaltet, die mit ihren Vibrationen das psionische Feld stabilisieren. Es kommt die Idee auf, daß man das Feld verstärken könnte, wenn es uns gelingen würde schwingungsgleiche Interferenzen mit kontrollierten, künstlich erzeugten Quantensingularitäten zu erschaffen und diese über die Schwingungen der Kristalle  zu lagern. Erste Versuche sind vielversprechend.

In der Medizin und Wissenschaft sammeln wir Daten, um eine möglichst detailgenaue Holosimulation des Xartack zu erschaffen, damit wir medizinische Experimente vornehmen können, ohne den eigentlichen Patienten in Gefahr  zu bringen. Vornehmlich geht es uns darum, wie er auf unsere Medikamente und Therapiemaßnahmen reagieren würde, ob wir ihn stabil halten können, ob eine Reanimierung möglich wäre.
Der Zustand des Xartack verschlechtert sich linear aber noch sollte die Zeit ausreichen. Gegen seinen geistigen Verfall können wir nichts tun, der Computer ist nicht imstande das psionische Feld oder Eingriffsmaßnahmen darin sinnvoll zu simulieren und die Biochemie des Xartack ist zu fremdartig als daß wir mit unseren Botenstoffen sinnvoll eingreifen könnten.
Hier zeigt sich aber auch, daß unsere Versuche, den psionischen Blocker der Ferengi einzusetzen stark begrenzt werden müssen. Jedes Einschalten verschlechtert den Zustand des Xartack auf geradezu dramatische Weise.

Gelber Alarm. Wir sammeln uns auf der Brücke.
Die Tereshkova
pers. Tagebuch: verflixte Trashcan!
ist hinter uns her. Mit Captain Gallagher an Bord. Offensichtlich ahnen die, wohin wir wollen und sind uns zunächst aufs Geratewohl hinterher geflogen. Sie werden Mühe haben, uns aufgrund der Tarnung ausfindig zu machen, aber wenn man sich auf eines verlassen kann, dann darauf, daß die Mannschaften der Sternenflotte im Notfall äußerst findig sein können.
Captain Gallagher sendet eine Botschaft auf allen Frequenzen, versucht, uns zur Umkehr  zu bewegen.

Pers. Tagebuch: Captain Gallaghers Worte sind klar. Wir sollen umkehren.
Als wir nicht reagieren widerholt er seine Bitte und tatsächlich formuliert er es nicht als Befehl. Er kann nicht wissen, ob wir ihn hören und darauf werden wir uns offiziell auch berufen. 'Sir, wir haben Ihre Nachricht nicht vollständig erhalten.'
Aber es tut mir weh, den von mir verehrten Captain so zu sehen und ignorieren zu müssen. Er beschwört uns, wenn wir schon nicht umkehren, dann wenigstens heil zurück zu kehren. Ich hoffe wirklich, wir können ihm diesen Gefallen tun. Und wenn es nur dem Zweck dient, daß er uns dann gepflegt zusammenfalten kann.

Der Ersttest des Universumsgerätes steht an. Wie soll ich das nur beschreiben?...Es war... unglaublich. Es ist, als ob der eigene Geist über sich selbst hinauswachsen würde und plötzlich sind da andere Gedankenblasen, die beginnen, sich zu überschneiden und  zu überlagern. Freude, Erstaunen, Verwunderung, Gemeinschaft, Fetzen von Gedanken und Erinnerungen, auch Angst und Zurückhaltung aber sie bewirken nur, daß man sich gegenseitig tröstet und auffängt. Stärke, Gemeinschaft, Zusammenhalt, Stütze. Es ist eine wunderbare Erfahrung. Javert strahlt als Telepathin darin wie ein helles Licht, wie ein Anker, an dem man sich festhalten kann. Geborgenheit, Schutz und Wärme. T'Cadra verschließt sich, auch das ist ihr gutes Recht und wird akzeptiert weil das Verständnis plötzlich da ist und keine Erklärungen notwendig sind. Sollte das mit den Xartack möglich seinn haben wir eine Chance. Doch das Gerät muß noch deutlich verstärkt werden. Es wird nicht ausreichen, nur  zu fühlen, wir müssen auch senden, wir haben eine Botschaft anzubringen.

Fast alle Mannschaftsmitglieder erklären sich vorbehaltlos bereit, mitzugehen, wenn es zum Kontakt mit den Xartack kommt. Manche sind unsicher, haben Angst aber auch sie wollen mitkommen.
Professor van Ameling ist sichtlich nervös. 

Pers. Tagebuch: Jetzt wo er nicht mehr mein befehlshabender Offizier ist, da er einen großen Teil seiner Zeit auf der Universität verbringt hat er mir das Du angeboten. T'Cadra zählt ihn allerdings immer noch an, wenn er Zweideutigkeiten von sich gibt, also ist eigentlich alles genau wie früher.

Er macht sich große Sorgen, denn er gehört mit  zu denen, die auf die Xartack gar nicht  zu gut zu sprechen sind. Letztendlich sind sich viele unsicher, ob sie es schaffen, ihre Bedenken und ihren Zorn so weit zu überwinden, daß sie mit einem Hauch von Hoffnung auf eine gemeinsame Verständigung in die Verbindung mit den Xartack treten können oder ob sie mit ihrer Einstellung womöglich alles ruinieren könnten.

Ein Einschlag im Schiff. Roter Alarm! Ich will mich gemäß meinen Befehlen auf die Krankenstation begeben um Dr. Sanders  zu unterstützen als ich...
Äh ja...
Als ich wieder zu mir komme liege ich mit multiplen Verbrennungen durch Energiewaffen auf der Brücke. Ich habe eine vage Erinnerung daran, wie ich um eine Ecke biege und direkt vor einem Trupp Xartack stehe. Dann trefffen mich mehrere Hammerschläge gegen den Oberkörper als sie ihre Waffen abfeuern. Ich bin nicht die einzige, die es erwischt hat aber wohl mit die Erste. Na großartig!
Die Xartack haben sich mit einem Entertorpedo in unser Schiff gebohrt und haben uns angegriffen. Zwar konnten sie zurückgeschlagen werden aber etliche von uns sind verletzt. Dr. Sanders hat alle Hände voll zu tun und hat mich derartig mit kreislaufstabilisierenden Mitteln und Schmerzmittel vollgepumpt daß ich das Gefühl habe, einen halben Meter neben mir zu stehen. Aber ich funktioniere noch. Keiner darf jetzt schlappmachen. Ausuhen und vollständig medizinisch checken lassen können wir uns jetzt nicht.
Nach dem Angriff der Xartack finden wir überall auf dem Schiff kleine Geräte, die sich als eine Art Peilsender herausstellen. Wir sammeln ein, was wir können und schießen sie ins All. Offen bleibt die Frage, wie uns die Xartack so finden konnten? Nützt unsere Tarnung nichts mehr gegen sie? Es wäre möglich, denn die Technik zur Tarnung war eine gewisse Zeit lang schon einmal in ihren Händen. Möglichwerweise haben sie eine Methode zur Ortung entwickelt. Das erhöht das Risiko noch weiter. Vielleicht sind sie aber auch einfach in der Lage, ihren Artgenossen auf unserer medizinischen Station wahrzunehmen.
Augeblicklich wird die Stasiseinheit mit einem Kraftfeld umgeben und die Krankenstation versiegelt. Kein Zugang möglich, kein Beamen. Die Medizin  wird in die Nähe der Technik verlegt. Das ist für größere medizinische Maßnahmen unpraktisch aber momentan nötig.
Javert gibt der Seurity den Befehl ab sofort die Phaser auf den Killmodus umzustellen.
Zwei tote Xartack sind uns in die Hände gefallen. Ich werde offiziell darum bitten, demnächst Sektionen vornehmen zu dürfen. Jede wissenschaftliche Erkenntnis die wir daraus gewinnen können bringt uns weiter.

Pers. Tagebuch: Und vielleicht ist es so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit, wenn ich sie aufschneiden darf nachdem sie mich angeschossen haben. Immerhin sind diese Exemplare schon tot wenn wir sie sezieren. Das ist ein Privileg, das die Xartack den Menschen bisher nicht haben zukommen lassen. Ich hoffe immer noch, daß das nur ein Beweis dafür ist, wie wenig sie uns als fühlende Wesen wahrnehmen und nicht einer grausamen Veranlagung entspringt. Auch wenn es nicht erhebend ist sich bewußt  zu werden, daß wir für sie so tiefgängig sind wie Topfpflanzen.

Doctor Sanders, T'Cadra, McTavish und ich machen uns daran, die fertige Holosimulation des Xartack mit einer Reihe von Experimenten auszutesten, die uns eine Vorstellung von unseren Möglichkeiten zur seiner Stabilisierung geben. Erstaunlicherweise hat die kurze Anwesenheit seiner Artgenossen auf unserem Schiff gereicht, seine Hirnfunktionen in kürzester Zeit deutlich zu verbessern.

Wir werden auf die Brücke gerufen. Wieder versucht die Tereshkova uns  zu kontaktieren. Diesmal ist Gallaghers Botschaft beunruhigender. Wir werden gejagt.

Pers. Tagebuch: Verdammt!
Gallagher befiehlt unsere sofortige Umkehr. Wir gelten als fahnenflüchtig. Dies ist unsere letzte Warnung.
Ich finde kaum Worte, bin völlig erledigt...Ich glaube, ich habe den Captain noch niemals so erschüttert gesehen. Er...Sein Gesicht trug einen Ausdruck der mir das Herz zusammenschnürte. Es waren weniger die Worte, die er sagte, als vielmehr wie er sie sagte. Es war das Gesicht eines Mannes, der nicht glauben kann, was er da sieht, der sich betrogen und im Stich gelassen fühlt. Der vor der gräßlichen Aufgabe steht, diejenigen jagen zu müssen, die seine eigenen, ihm anvertrauten Leute sind. Ich hoffe, ihn niemals wieder so sehen zu müssen...aber auch wenn wir gesund zurückkehren... Ich hoffe ich werde dann in der Lage sein, sein berechtigtes Donnerwetter freudig über mich ergehen zu lassen, denn das hieße, das alles gut wird.

Wir kehren nicht um. Wir können nicht. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem eine Umkehr nicht möglich ist, weil sie vollständiges Scheitern bedeutet.

Ich bin in der Wissenschaft und will gerade zur Tür, als sich von einer Sekunde auf die andere ein weiterer Trupp Xartack mitten im Raum materialisiert. T'Cadra ist die einzig weitere Anwesende, sie sitzt an den Konsolen und dann trifft mich auch schon der erste Schuß.
Ich schaffe es noch, Alarm zu brüllen und offensichtlich hört man mich, denn der Rote Alarm geht los und dann blitzen mehrere energetische Entladungen in den Mündungen der Xartackwaffen direkt vor mir auf auf und ich...

Äh....ja...Mist!
Als ich wieder zu mir komme ist das erste was ich über mir sehe Dr. Sanders Gesicht, der einigermaßen erschöpft aussieht.

Wenn ich vorhin schon einen halben Meter neben mir gestanden habe, dann stehe ich jetzt in mehreren Portionen im Raum verteilt neben mir. Jeder Muskel tut mir weh, ich habe Blut im Mund und höllische Kopfschmerzen. Ich muß gekrampft haben, aber die Wirkung der Schmerzmittel setzt schnell ein.
Zweimal im Abstand von weniger als einer Stunde von zwei Xartackverbänden in handliche Stücke zerlegt zu werden hat offenbar seinen Tribut gefordert. Was bin ich heute? Der offizielle Xartackmagnet?
Dr. Sanders eröffnet mir, daß mein Nervensystem einen Schock erlitten hat und mein Herz für anderthalb Minuten lang still stand....Äh ja....hegte ich vorher ein paar Gedanken über die eigene Sterblichkeit und wie schnell es doch gehen kann? Manchmal hasse ich es, Recht  zu haben.
Kurz wird mir bei dem Gedanken daran übel, daß ich jetzt schon auf der Liste der bedauerlichen Opfer dieser Mission stehen könnte aber das schiebe ich lieber schnell beiseite.
Dank der Medikamente funktioniere ich weiter wie auf Autopilot. Ich möchte ein Jahr lang schlafen.

Doch daran ist nicht  zu denken. T'Cadra wird vermißt. Da sie mit mir auf der Wissenschaft allein war als die Xartack eindrangen müssen sie sie mitgenommen haben. Haben sie sich gezielt eine Telepathin geholt? Oder habe ich nur unendliches Glück gehabt, weil sich zwischen mir und den Xartack der Durchgang  zur Brücke befand, aus dem Wynter unermüdlich feuerte?
Eine verzweifelte Suche nach T'Cadra oder wenigstens der Signatur eines Xartackschiffes beginnt. Als ich mich so weit erholt habe, daß ich wieder stehen kann ohne daß sich der ganze Raum um mich dreht unterstütze ich die Suche an den Sensoren der Brücke. Offenbar ist jeder andere Sensorspezialist anderweitig beschäftigt oder leidet ebenfalls an den Nachwirkungen des Angriffs.

Pers. Tagebuch: Irgendetwas läuft diesmal schief. Normalerweise sind es die Leute der Security, namentlich Wynter und O'Connor, die immer den Hauptteil abbekommen, wenn es zum Kampf kommt. Das ist mangelhafte Arbeitsmoral. Vielleicht sollte ich mich beschweren.

Gerade als Javert vor der Entscheidung steht, T'Cadra aufzugeben, weil wir die Mission weiterführen müssen und uns die Zeit davonläuft orten wir das Signal einer Xartack-Rettungskapsel.
T'Cadra ist an Bord, doch sie ist in keinem guten Zustand. Es ist schon erstaunlich genug, daß die Angreifer sie uns wiedergegeben haben, aber der Grund wird schnell klar. Sie haben sie zur Schläferin umprogrammiert. Dank ihrer eigenen Telepathie ist sie zwar imstande, uns das mitzuteilen aber ihr Zustand ist nicht gut. Verständigen kann sie sich momentan nur telepathisch, die Xartack haben ihr die Stimmbänder entfernt und einige Manipulationen an ihrem Gehirn vorgenommen. Ihr Zustand ist nicht gut – auf psychischer Ebene.
Wenn uns die Xartack unsere Leute wiedergegeben haben waren sie eigentlich immer als Schläfer programmiert, also kommt das nicht überraschend.
Wynter wird  zu ihrem ständigen Schatten ernannt und ihr wird der Zugriff auf den Hauptcomputer verweigert, denn sie hat den Auftrag, die Hauptenergie des Schiffes abzuschalten. Wir können sie erst später unter kontrollierten Umständen diese Handlung durchführen lassen, damit der Befehl damit ausgeführt ist aber momentan muß auch sie weiter funktionieren. Wir brauchen jeden einzelnen und können auf kein Crewmitglied verzichten.
Was sie mit den Stimmbändern wollen können wir nur spekulieren. Ich könnte mir vorstellen, daß es ein Versuch ist, mit einigen Modifikationen einen sprechfähigen Kehlkopf nachzubilden, im besten Fall die Vorbereitung zu einer Kontaktaufnahme – aber vielleicht bin auch auch zu optimistisch.
Zunächst muß T'Cadra wieder weitmöglichst hergestellt werden.

Ich helfe Dr. Sanders bei der Operation, die er an T'Cadra vornimmt. Glücklicherweise ist es für ihn nicht schwierig, die Stimmbänder mit Replikaten zu ersetzen.
So sehr ich seine Übungen manchmal verfluche – im Augenblick leisten sie mir gute Dienste. Derzeit ist er der einzige Arzt, ohne weiteres medizinisches Personal außer mir, und da ich eigenständig Hand anlegen darf, wenn der Eingriff nicht  zu schwierig ist konnten wir die Implantation der Cortikalstabilisatoren gemeinsam vornehmen, was uns die Hälfte der nötigen Zeit gespart hat – und es war eine gute Vorübung, denn wer hätte sonst Dr. Sanders das Implantantat unter die Haut setzen sollen? Vermutlich er selbst, unter lokaler Betäubung. Keine erheiternde Vorstellung.

Pers. Tagebuch: Jedenfalls sammele ich gerade in wenigen Stunden mehr medizinische Erfahrung als sonst in Wochen. Letztendlich muß ich manchmal nur umdenken. Ob ich einer Tierspezies einen Sender unter die Haut setze oder einem Menschen ist letztendlich für mich als Biologin einerlei. Ob ich sorgfältig eine Spezies seziere oder versuche, Gewebe wieder zusammenzufügen erfordert zwar ein gewisses Rückwärtsdenken aber zumindest habe ich eine ruhige Hand.

Alle Vorarbeiten sind abgeschlossen, wir nähern uns den errechneten Koordinaten der Wissenschaftsbasis der Xartack.
Die Geräte funktionieren.
Leider stellen wir fest, daß das Einschalten des Gerätes zur Erzeugung der Quantensingularität um die kristallinen Schwingungsfrequenzen des Universumgerätes  zu verstärken zur Folge hat, daß unser Schiff durch diese Quantensingularitäten jedesmal minimal vom Kurs abgebracht wird.
Bei Warp neun eine fatale Angelegenheit. Wir würden die Koordinaten weit verfehlen und außerdem demnächst in irgendeinen Stern krachen. Die Brückenkontrolle sieht sich genötigt, ständige Kurskorrekturen vorzunehmen – keine einfache Aufgabe bei den unregelmäßigen Schwankungen und Lieutenant Linnert und ein neues Crewmitglied der Security namens Chase rechnen sich die Köpfe heiß.

Pers. Tagebuch: Was mag wohl im Kopf eins neuen Crewmitglieds vorgehen, wenn gleich seine erste Mission ein derartig unsanktioniertes, rechtswidriges Unterfangen darstellt, das uns alle Kopf und Karriere kosten kann? Vermutlich wünscht Chase sich, niemals die Columbia betreten zu haben. Dennoch arbeitet er ebenso konzentriert mit wie jeder andere auf diesem Schiff und scheint voll hinter Javert zu stehen. Guter Mann!

Wieder eine Erschütterung, die das ganze Schiff durcheinanderwirft. Roter Alarm. Eindringlingsalarm. Diesmal ist ein ganzes Shuttle der Xartack in der Nähe der Krankenstation durch die Hülle gebrochen. Offensichtlich versuchen sie, ihren Artgenossen zurück zu holen.
Wenigstens bin ich zur Zeit auf der Brücke und nicht wieder direkt vor ihren Phasern. Ich glaube ernsthaft nicht, daß ich einen dritten Beschuß dieser Sorte überleben würde.
Wie die Xartack es allerdings schaffen, uns derart präzise zu orten und dann auch noch bei dieser Geschwindigkeit wahlweise  zu beamen oder uns mit Torpedos oder Shuttles zu treffen, das ist mir schleierhaft.
Wynter kommt auf die Brücke und gibt mir den Befehl zu Dr. Sanders  zu kommen, er benötigt meine Hilfe.

Meine Befürchtungen, es könnte Dr. Sanders selbst erwischt haben bewahrheiten sich glücklicherweise nicht. Doch der Anblick der sich uns bietet ist erschütternd genug. Crewman Gilmore war gerade an einer der Konsolen in der Nähe der Krankenstation tätig als das Shuttle der Xartack die Schiffshülle durchbrach. Er geriet in das Zentrum einer Explosion.
Als ich dazukomme kniet Counselor Campbell blutüberströmt vor ihm und umklammert die Reste seines Armstumpfes, aus dem das Blut schießt, während Dr. Sanders Befehle gibt. Der Korridor sieht aus wie ein Schlachtfeld. Tote Xartack, eine zerborstene Schiffshülle, ein zerstörtes Shuttle, Rauch, Feuer und das, was gerade noch von Gilmore übrig ist...Dieser zerstörte Haufen Mensch lebt noch!
Wir beamen auf die Krankenstation.

Die nächste Zeit ist mir nur noch verschwommen in Erinnerung – ich funktioniere irgendwie dank der eintrainierten Abläufe, mein Körper wird von Medikamenten aufrecht gehalten und mein Geist befindet sich in einem abgehobenen, aber merkwürdig konzentriertem Zustand irgendwo daneben.
Gilmores rechter Arm wurde an der Schulter abgerissen, sein Schädel ist frakturiert, eine Gehirnblutung muß behoben werden. Mehrere Trümmersplitter stecken in seinem Torso, Hämothorax, wir kommen kaum hinterher mit den Plasmainfusionen. Sein rechtes Auge ist irreparabel beschädigt.
Auge und Arm müssen durch biomechanische Prothesen ersetzt werden. Sein Zustand ist kritisch und mehrmals droht er uns zu entgleiten.

Pers. Tagebuch: Dr. Sanders und ich arbeiten fieberhaft und wie in Trance Seite an Seite. Es ist erstaunlich wie sehr die Welt auf eine winzige Blase zusammenschrumpfen kann in der nichts mehr zählt als das Überleben eines Patienten.
Ich beginne  zu begreifen, wie Ärzte das durchhalten, auch wenn der Patient ein Freund ist. Der Freund hört auf zu existieren, der Körper wird auf "Patient" reduziert und Gefühle haben neben den computergesteuerten Sensoren und lebenserhaltenden Prozessen einfach keinen Platz. Man selbst wird  zu einem Techniker, dem nur die Funktionserhaltung seiner Maschine wichtig ist. Blut oder Energiezufluß, Knochen oder Stahlstreben, Nervenbahnen oder Plasmaleitungen, Zellen oder Mikrochips...in diesem Zustand  ist der Unterschied nicht mehr so gewaltig. Wäre es nicht so würde ich jetzt nur nutzlos danebenstehen und Gilmores Zustand beweinen.

Doch er bleibt uns erhalten. Dr. Sanders bei der Arbeit zuzusehen ist beeindruckend, daran teilzuhaben unbezahlbar.
Crewman Gilmore wird einige Zeit benötigen, um mit den Prothesen zurecht  zu kommen. Auch die psychischen Auswirkungen müssen bedacht werden aber das wird später Sache der Counselor und der Medizin sein.

Keine Zeit, durchzuatmen, denn wir erreichen die Koordinaten und müssen den Xartack aufwecken.

Die Spannung auf dem Schiff ist mit Händen zu greifen. In einem letzten Testlauf werden alle auf die Auswirkungen des Univerumsgerätes eingestimmt. Der Effekt ist nun dank der Verstärkung ungleich heftiger als zuvor.
Doch alle können es spüren: Die Bereitschaft, sich trotz aller Widrigkeiten und Angst, Zorn und vergangener Verletzungen und Kränkungen zusammenzufinden, um der feindlich gesonnen Spezies unser Wesen nahezubringen, in all seinen Facetten.
Wer sind wir, was wollen wir, warum sind wir hier und wo führt unser Weg hin?
Mutig voranschreiten, auch wenn das Risiko hoch ist. Die Werte der Föderation immer hochhalten, auch wenn es Krieg bedeutet. Aber den Frieden mit Hilfe dieser Werte erhalten zu wollen.
Das ist der Grund, warum die meisten von uns zur Sternenflotte gegangen sind und hier erfüllen wir unseren Zweck.

Die Xartack haben keine Sprache, alles muß in Gedanken, Gefühlen, Bildern und Vorstellungen übermittelt werden. Dies ist für die meisten von uns unbekanntes Terrain und wie uns das gelingen soll wissen wir nicht aber das Gefühl des einheitlichen Einverständnisses ist so groß, daß wir alles erreichen können, wenn wir nur wollen. Javert wird sich darauf konzentrieren uns zu schützen, wenn das nötig werden sollte.
Wir sind bereit.

Der Xartack wird aufgeweckt damit er seine Artgenossen vorbereiten kann. Javert und T'Cadra sowie McPherson begleiten ihn telepathisch. Viele von uns sehen dieses Wesen mit sehr gemischten Gefühlen aber wir folgen ihnen zur Luftschleuse als wir an die Station angedockt haben.

Auf der Station der Xartack gehen wir den Bund erneut ein und kommen gemeinsam in den kollektiven Verstand der Xartack, der einerseits eine gemeinsame Existenz darstellt, doch auch einzelnen Lebensraum für die Individuen darstellt.
Da wir nur noch als Geist existieren ist unsere Umgebung fremdartig, voller Bilder, Klänge und Gerüche, die wir nicht einordnen können.
Gemeinschaftlicher Herzschlag stellt den Klang dieser Welt dar.
Ich bin hier und ich kann sie alle um mich herum spüren.
Wir sind hier.
Ich verstehe sie, ich weiß wer sie sind und dennoch wird der eigene Geist respektiert. Niemand geht einen Schritt zu weit.
Bilder tauchen auf, manifestieren sich, werden gemeinsam unterstützt oder verworfen. Erinnerungen zeigen sich in mental erschaffenen Gegenständen, Bilder von Familie und Freunden, Dinge, an denen unser Herz besonders hängt, die in uns Gefühle wachrufen.

Pers. Tagebuch: Meine Eltern und meine Schwester, ein perfekter Ferientag, das Familienbild in dem für mich alles enthalten ist, die Liebe meiner Eltern, die Trauer um den Verlust meines Vaters, das Zusammenrücken meiner Schwester, meiner Mutter und mir.
Das Biologiebuch, von einem Vorfahren geschrieben, bei dem ich als Zehnjährige furchtbar lachen mußte ob der altertümlichen Vorstellungen und das doch in mir den Wunsch weckte, genau in diese Richtung beruflich tätig zu werden.
Damians Verlobungsring. All die Freude, Liebe und die Hoffnung, die daran hing und wie schnell all das zerschmettert wurde und sich in Zorn, Bitterkeit und Resignation verkehrte.

Wir geben alles weiter und teilen es.
Die Xartack sind hier. Ein Neuer kommt dazu, er ist nicht mit dem Vorgehen seiner Artgenossen inverstanden. Vorsicht, Abneigung und Angst, der Herzschlag beschleunigt sich.  Der Klang der Welt wird bedrohlich.
Wir setzen uns dagegen zur Wehr, setzen unsere Liebe für Freunde und die Familie dagegen, unsere Konflikte und wie wir sie bewältigen, Schmerz, Verluste, Trauer ob des Krieges und der vielen Toten. Wynter und O'Connor schützen mich, eine Demonstration unserer Verteidigungsbereitschaft. Sanders, Campbell und T'Cadra bilden ihre Einheit. Frieden und die Bereitschaft zur Verständigung bauen sich auf, der Herzschlag wird langsamer, ruhig, harmonisch.
Unsere Herzen schlagen im gleichen Klang.
Wir sind hier und endlich sehen sie uns. Als fühlende und denkende Wesen, fremdartig aber ihrer Beachtung wert. Und wir sehen, daß sie kein Monster sind.
Javert steht allein vor ihnen, streckt ihnen die Hand entgegen. Meine Hand legt sich auf Javerts Schulter, andere Hände folgen und die gesamte Crew steht hinter ihrem Commander.
Wir bilden eine Front, keine Mauer, aber eine Linie der Verteidigung um die unseren. Bis hierher und keinen Schritt weiter. Aber in Frieden.
Sie verstehen und wir gehen.

Erschöpft, zutiefst beeindruckt und glücklich.

Zurück auf der Columbia erleben wir noch einige Momente, die uns sprachlos machen. Die Xartack begleiten uns mit ihren Schiffen nach Hause. Was immer die Wissenschaftler der Xartack an ihre Leute weiter gegeben haben, etwas ist angekommen – zumindest bei vielen.
Sicher nicht bei allen, machen wir uns da keine Illusionen.
Bis wirklich Frieden herrscht wird es ein langer und mühevoller Weg sein aber der erste Schritt ist getan und jetzt müssen wir nur noch mit heiler Haut zurückkehren um auch unsere Botschaft überbringen zu können.
Unsere Besorgnis beim Erscheinen einiger Xartackschiffe wird schnell zerstreut als uns die Schiffe  in die Mitte nehmen und uns begleiten.
Zwar ist es, als würde man von Piranhas begleitet, die einen vor Haien schützen aber gemeinsam fliegen wir in Richtung unseres Raumes zurück.
Der Rückflug geht wesentlich schneller vonstatten als der Hinflug. Keine Korrekturen nötig. Wir geraten in einen Kampfverband von großen Xartackschiffen, doch unser Schwarm begleitet uns weiter und bringt uns sicher hindurch.
Ein gewaltiges Kriegsschiff der Xartack löst sich aus diesem Verband und schließt sich unserem kleinen Trupp an.
Wie ein gewaltiger Leviathan zieht es mit uns mit, bahnt sich seinen Weg durch die eigenen Kampfverbände, ohne daß die Waffen sprechen.
Dann drehen die Xartackschiffe ab und wir kommen in unseren Raumsektor. Wir sind daheim.

Jetzt werden wir das alles nur noch dem Oberkommando erklären müssen. Zu rechtfertigen brauchen wir uns nicht mehr.
Die Xartack haben uns eine visuelle Botschaft mitgegeben, in Bildern und tatsächlich auch in Worten, die sie irgendwie nachgebildet haben.
Sie haben uns wirklich wahrgenommen.
Wir sind wirklich verstanden worden.
Die Grenze wird gewahrt bleiben.
Der erste Schritt auf dem langen Weg zum Frieden ist getan.

Die Botschaft wird begleitet von Bildern und Klängen und einem Gefühl der Erleichterung das dazu geeignet ist, selbst den hartgesottenen Crewmitgliedern feuchte Augen zu bescheren. Ich werde diese Botschaft niemals vergessen.
Sie wird unverzüglich an das Oberkommando übermittelt.

Wir haben es geschafft. Diese Crew um mich herum ist fantastisch und ich bin unbändig stolz, dazu zu gehören.
Noch während ich hier alles festhalte verblassen das Gefühl der Zusammengehörigkeit und die Einheit die wir gebildet haben bereits. Aber die Erinnerung daran bleibt und wird uns unser Leben lang begleiten.
Mit diesen Menschen und anderen nichtmenschlichen Spezies waren wir verbunden, haben Gefühle und Erinnerungen geteilt und das wird uns stärker zusammenschweißen, als es bisher der Fall war.

Pers. Tagebuch: Zu unserem Glück allerdings verblassen diese Gefühle, denn sonst hätte ich ständig das Bedürfnis, jeden der mir über den Weg läuft in die Arme  zu nehmen. Das wäre auf Dauer der Arbeit nicht besonders zuträglich. Letzten Endes sind Menschen eben doch Individuen die die Privatsphäre der eigenen Gedankenwelt durchaus  zu schätzen wissen.

An der Horizon Station angedockt stehen wir in Reih und Glied in militärischer Präzision und erwarten unsere Hinrichtung. Zumindest fühlt es sich so an.
Doch wenigstens was unsere Haltung angeht soll unser Captain stolz auf uns sein können, wenn schon auf nichts sonst.
Der Captain der Tereshkova und seine Mannschaft nehmen Commander Javert fest und führen sie ab, nachdem sie die Columbia wieder offiziell an Captain Gallagher übergeben hat. Schweigend sehen wir zu, wie sie fortgebracht wird.
Es ist das Privileg und die Pflicht eines kommandierenden Offiziers, für seine Mannschaft den Kopf  hinzuhalten und sie wird ihren Preis bezahlen. Kriegsgericht, mindestens Degradierung und womöglich unehrenhafte Entlassung stehen ihr bevor aber wenn ich an den Stolz in ihren Augen denke, als sie den letzten Blick auf uns warf und meine  eigenen Gefühle erforsche, dann weiß ich, daß dieser Einsatz es wert war. Wir haben alles erreicht. Und wir würden es jederzeit wieder tun.
Einige von uns würden sie aber am liebsten begleiten, die Verantwortung mit ihr teilen, doch das ist undenkbar.

Captain Gallagher ist sprachlos. Schweigend mustert er uns, schreitet unsere Reihen ab. Dann bekommen wir den Tadel, den wir verdient haben. Aber als er endlich spricht, schwingt sehr verhalten der übliche, geradezu unbändige Stolz auf seine Mannschaft mit, auch wenn er uns offiziell verdammen muss.
Und daß er am Ende sagte, er wünsche nur, er wäre dabei gewesen...nun, das war leise genug um uns einzubilden, wir hätten uns verhört.

Pers. Tagebuch: Auch an diesem Abend hatten wir allen Grund, in der "Neutral Zone" zu feiern, auch wenn wir uns aus Respekt vor der Sternenflotte und den Umständen ein wenig zurückgehalten haben. Immerhin hat sich das Verhältnis zwischen einigen Mannschaftsmitgliedern der Tereshkova und uns ein wenig entspannt. Wodka!
Viele waren körperlich und geistig erschöpft, viele von uns dank Medikamenten noch wacher, als eigentlich gut für uns war und viele von uns – einschließlich mir – werden in nächster Zeit auf leichten Dienst gesetzt werden bis wir uns von den Nachwirkungen der Verletzungen erholt haben.
Ein gründlicher Check in der Krankenstation der Horizon steht uns allen bevor. Aber zumindest stehen wir nicht unter Arrest. Nun warten wir gespannt ab, wie die Verhandlungen für Commander Javert ausgehen.
Ich weiß noch nicht, ob ich ein gewisses Maß an Stolz empfinden soll oder die Security verhauen sollte bis sie weint – vorausgesetzt, so etwas wäre überhaupt möglich!
Diese beiden Mistkerle O'Connor und Wynter haben es sich nicht nehmen lassen, McTavish und mir vor allen Leuten das "Gelbe Ehrenhemd der Security" zu überreichen. Für geleistete Dienste. Dafür, daß wir der Security den Job abgenommen und uns an ihrer Stelle haben zusammenschießen lassen.
Heißen Dank! Ich werde mir dieses Hemd übers Bett hängen!
Ist nicht ganz das Purple Heart aber vermutlich muß muß man dafür mehr tun als immer nur zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Was Auszeichnungen angeht noch verbesserungsfähig aber immmerhin ein Anfang!
Hat mir einen Kampfnamen eingebracht. Auch wenn "Zielscheibe" Valeris nicht ganz das ist, was ich mir jemals vorgestellt hatte.
Hat infolge allen Crewmitgliedern Spitznamen eingebracht...
Auweia!
Pharmazeutika, ausgestandene Furcht, Euphorie über das Erreichte und das Wissen, als Gemeinschaft etwas Großartiges geschafft zu haben sowie die einigermaßen kriminelle Energie, mit der wir vorgegangen sind ergeben mit genügend Alkohol eine  offensichtlich fatale Mischung.
Darum habe ich keine Entschuldigung, wenn ich nun das Monster präsentiere, das unseren Köpfe  zu sehr später Stunde entsprungen ist....meine Damen und Herren (vorzulesen mit dem dramatisch auf- und abschwellenden Tonfall  überkandidelter Moderatoren wenn sie Sportstars ankündigen):

Ich präsentiere Ihnen die
 United All Stars der Columbia!
An der Spitze: Captain "Gallant" Gallagher!
Gefolgt von "Sweet Ass" Javert, "Bonebreaker" Linnert, "The Communicator" Funk, "Bleifuß" McCullen und "Early Bird" Reynolds.
Für die Wissenschaft treten an: Professor Doktor Joop "Kampfpinsel" van Ameling, "Brains" T'Cadra, "Target" Valeris und "The Rock" McTavish.
In der Security kämpfen "Flatline" McPherson, "The Coming" Wynter und Brendan "The Axe" O'Connor!
Für die Technik immer am Ball: "Happy" Gilmore, "Ghost in the Wire" Ionescu, "Maximum" Drake und "Cable Salad" Kassabyan!
Das Medizinische Team wird geführt von Ensign Dr. Daniel "The Ripper" Sanders, bei ihm "Triple C Couch Coach" Campbell und Dr. "Bondage" Knight!
Special Featuring: Sub Lieutenant "BAT Blue Ale" Telar und Naughty Navok!
Admiral "Big Boss" Beckett und Senior Chief P.O. Wolfgang "The Machine" Benz!

Alles zu spät! Ich muß ins Bett!