Mission-Logfile 42, Sternzeit 23880622
Schulungen, Ehrungen und ein neues Schiff

Dieses Logfile ist das private, persönliche, ganz und gar nicht öffentliche Logfile von Lt. Javert.
Wer nicht besser in Computerhacking ist als sie kommt nicht dran ;-)
Scherz beiseite... nehmts halt OT und viel Spaß beim lesen ;-)


SD 23880618 Marschbefehl nach Utopia Planetia


Drei Monate sind vergangen seit unserem Sieg über die Borg bei Minos. Genug Zeit um sich körperlich und geistig von den Strapazen und den Albträumen zu erholen, die wir durchlebt haben. Die ersten sechs Wochen habe ich auf ärztliche und psychologische Anweisung hin in einem Meditations- und Rehabilitations-Retreat in einer sehr abgelegenen Gegend von Risa verbracht - weit ab von den Vergnügungsstränden des Planeten. Es war eine angenehme Zeit... Für nichts und niemand außer mir selbst verantwortlich zu sein, mit mir selbst allein zu sein, mich ganz auf mich selbst konzentrieren zu können... all das hat wirklich gut getan. Ich habe mich gut erholt in dieser Zeit und auch etwas von meinem angekratzten Idealismus wieder kitten können. Es geht bergauf, würde ich sagen.

Die übrigen sechs Wochen habe ich gemeinsam mit Lt. Sanders, PO Alenis und PO Newton im romulanischen Flüchtlingslager auf Caldar verbracht - und im Vorfeld noch so viele Hilfsgüter wie irgend möglich gesammelt, die wir mitbringen konnten. Sowohl der Lagerleiter als auch viele Romulaner waren überrascht uns zu sehen - sie haben sich wirklich gefreut, aber es war ihnen auch anzumerken, dass sie mit unserer Rückkehr nicht wirklich gerechnet hatten.
Ich habe hauptsächlich den Lagerleiter unterstützt bei Verwaltungsaufgaben und die Sicherheitsvorkehrungen im Lager optimiert (ja, und natürlich auch das ein- oder andere kleine Vergehen aufgeklärt oder bei Streit deeskaliert. Bleibt ja nicht aus)
Unsere Mediziner hatten ebenfalls alle Hände voll zu tun damit, kranke Romulaner zu verarzten und nebenbei noch einige von ihnen in die Bedienung von medizinischem Föderations-Equipment einzuarbeiten. Hilfe zur Selbsthilfe und unbedingte Kooperation waren unsere Leitlinien während dieser Wochen.

Nun finde ich mich also auf Utopia Planetia ein, habe von einem freundlichen Sicherheitsoffizier ein Gästequartier bekommen, das doppelt so groß ist wie mein Quartier auf der Columbia war, und finde mich in der nächstgelegenen Mess-Hall ein.
Es ist eine freudige Überraschung, dass dort nach und nach ein Großteil der alten Columbia-Crew eintrifft... das macht Hoffnung, dass an dem Artikel der FNS doch etwas dran ist, dass hier derzeit ein Schiff im Bau ist, welches die zerstörte Columbia ersetzen soll. Aber wenn man andere Artikel des FNS so liest, möchte man die Hoffnungen noch nicht zu hoch schrauben.
Vor allem dieser Artikel über die angeblichen "Parallelen" zwischen dem Schwarmbewusstsein der Borg und dem Vorgehen der Föderation. Hat diese Autorin eigentlich Lack gesoffen? Wie kommt bitte so ein Schund durchs Lektorat? Diese Person hat nachweislich keinerlei Ahnung von der Arbeit der Sternenflotte ODER den Borg!


SD 23880621.203 Drei Tage des Wartens


Inzwischen sind wir seit drei Tagen auf Utopia Planetia und die Spannung steigt. Wir vermissen noch einige Crewmitglieder und stellen Nachforschungen an, so gut wir können: Ensign O'Connor und PO Miraj sind wegen Fortbildungen verhindert, Sub-Lt. Tela ist vermutlich in romulanischen Angelegenheiten unterwegs, PO Wynter hat sich zu den Tacticals versetzen lassen, Chief van Ameling muss an der Akademie unterrichten, PO Drake hat die thalaxianische Grippe und Lt. Reynolds... fehlt, und noch wissen wir nicht genau warum.

Ich hatte in der Zwischenzeit auch endlich den noch ausstehenden Counseling-Termin bei Ensign Rozhenko, der ebenfalls gut erholt ist.
Das Gespräch kam eigentlich gar nicht auf die Borg sondern drehte sich mehr um meine vergangenen Probleme mit meiner genauen Position innerhalb der Crew und vor allem um meine Beziehung zu Kenneth Gallagher.
Ich bin auch nach den drei Monaten noch der Ansicht, dass es mit meinen Pflichten als Offizier kollidiert, die Beziehung fortzuführen. Im normalen Dienst war es bisher kaum ein Problem, aber in Krisensituationen stehen wir vor dem Dilemma, dass, wenn einer von uns ausfällt, der Andere automatisch wegen emotionaler Kompromittierung ebenfalls aus dem Rennen ist - und das ist schlicht und ergreifend unfair der Crew gegenüber. Die Sternenflotte und mein Dienst in der Security sind für mich aber von höchster Priorität in meinem Leben und ich möchte diesen Dienst durch nichts gefährden! Dass die Sternenflotte und die Sicherheit mein Leben sind, und ich nicht den Hauch einer Ahnung hätte, was ich ohne sie anfangen sollte, scheint den Counselor nachdenklicher zu stimmen als mich selbst.

Abends in der Mess-Hall werden eifrig die Möglichkeiten eines neuen Schiffes und des möglichen Zusammenbleibens der Crew diskutiert, obwohl allen klar ist, dass das alles nur Gerüchte sind. Und es gibt genügend Stimmen der Vernunft, die allzu rosig gemalte Zukunftsaussichten wieder auf den Teppich holen.
Zwei Crewmitglieder der Utopia Planetia verbringen viel Zeit mit uns und erzählen vom Leben auf der Station: PO Mike Bakunin, Testpilot für Shuttles, Runabout und Jäger und der PO der Sicherheit, der für Gästequartiere und uns verantwortlich ist.
Obwohl die Spannung im Raum spürbar ist, sind die Gespräche an dem Abend gut.
PO Stuvek stößt auch wieder zur Crew und ein Gespräch mit ihm ergibt, dass er vorhat, auch wieder zur Crew und meinem Sicherheits-Team zu stoßen. Die Schwierigkeiten in der Vergangenheit, so kommentiert er, werde er in Zukunft etwas "lauter" angehen und die Dinge nicht mehr so stehen lassen. Finde ich gut! Ich hätte so einen fähigen Kriminalisten und Forensiker nur sehr ungerne verloren.


SD 23880622.100 Führungen durch die Werft


Am Vormittag des folgenden Tages bekommen wir eine ausführliche Führung durch die Flottenwerft, vor allem durch die Bereiche Lager-Logistik und Kartographie, aber auch die Büros der technischen Konstruktion dürfen wir besuchen. Das ist alles sehr beeindruckend und gewaltig groß! Ich kann mir gut vorstellen, dass es seinen ganz eigenen Reiz bietet, in so einer Werft zu arbeiten. Nicht, dass es wirklich etwas für mich wäre, die Sicherheitsarbeit stelle ich mir denn doch etwas ZU routiniert vor, aber für Techniker und auch für Wissenschaftler und Operations-Personal muss das ein Paradies sein.


SD 23880622.143 Schulungen und Vorträge


Am Nachmittag findet sich die Crew wieder zusammen, und bevor es mit den geplanten Schulungen weiter geht, bringt Captain Gallagher einen Gast herein, den er der Crew vorstellt: Einen Ferengi namens Subproxi Garm, der ein Abgesandter der Ferengi Handelsallianz ist. Garm ist, wie nicht anders zu erwarten, so aalglatt dass man hinter ihm aufpassen muss um nicht auszurutschen. Aber auf seine eigene Weise ist er durchaus unterhaltsam: Mit einem freigiebigen, gönnerhaften Grinsen (das aufgrund der nadelspitzen, fein gefeilten Zähne raubtiermäßiger wirkt als vermutlich beabsichtigt) bietet er mir ganz "exklusive Informationen, für Sie ganz umsonst" an!!
Als ich nachhake, ob er umsonst oder gratis meine, sucht er sich zeitnah einen neuen Gesprächspartner. Ich kann mir meinerseits ein breites Grinsen nicht verkneifen: Ertappt!
Der zweite Gast wird deutlich erfreuter begrüßt: Die Cardassianerin Alo Goren, welche die Crew bei ihrer Mission mit der "Wanderer" kennengelernt hatte, und die uns auch im Kampf gegen die Borg unterstützt hat, scheint ihr Vorhaben, der Sternenflotte bei zu treten, nun in die Tat umzusetzen: Ihren Aufnahme-Antrag für die Akademie hat sie bereits gestellt. Der Einzige, bei dem ich diesbezüglich deutliche Bedenken spüren kann, ist Crewman Funk, aber das ist nicht verwunderlich.

Bald darauf sind zumindest die Offiziere, angehenden Offiziere und Abteilungsleiter den Ferengi bis auf weiteres los, denn Commander Benjamin Sinclair, der neue XO von Captain Hunter, beginnt mit seiner ersten Schulung über das Mindset eines Offiziers. Insgeheim hatte ich bei der Ankündigung des Vortrags so einen Schreibtischtäter erwartet wie die Typen vom JAG, mit denen ich zu tun hatte - aber zum Glück habe ich mich damit geirrt. Commander Sinclair ist ein schneidiger, dynamischer junger Offizier, der durchaus Praxiserfahrung hat. Umso interessierter folge ich seiner Schulung. Während gerade für die jungen Offiziere viel Wichtiges dabei ist, bestätigt und bestärkt die Schulung mein Wissen und meine Einstellung:
Offiziere sind Vorgesetzte, Ausbilder, Vorbilder und Mentoren für ihre Untergebenen.
Sie müssen nicht alles wissen und können, haben aber die volle Verantwortung für den ihnen unterstellten Bereich. Vorbildfunktion und Mentoring für ihr Personal ist allzeit wichtig - denn Offiziere sind nie außer Dienst, solange Untergebene anwesend sind. Sie müssen sich auch um psychologische und persönliche Belange ihrer Leute kümmern, dabei aber ein feines Fingerspitzengefühl für die rechte Distanz wahren.
Ein schlechter Vorgesetzter (wie wir alle schon erlebt haben) (dis-)qualifiziert sich dadurch, dass er keine Entscheidungen fällt, Panik zeigt, den Fähigkeiten seiner Untergebenen nicht vertraut und glaubt, alles selbst am besten machen zu können. 
Ein Kommandooffizier muss in der Lage sein, die Verantwortung Abteilungsübergreifend zu übernehmen. Fach-Offiziere haben da weniger Verantwortung und müssen seltener die Führung über andere Bereiche übernehmen.
Allerdings wird von Fachvorgesetzten (Sprich: Abteilungsleitern) auch erwartet, dass sie entsprechende Fachkompetenz haben!
Ein Vorgesetzter sollte nicht alle Befehle erklären müssen - Die Untergebenen müssen ihren Vorgesetzten Vertrauen können! (Etwas, dass man sich ganz klar verdienen muss). Allerdings ist es zweckdienlich, in passenden Momenten, z. B. vor Außenmissionen, den Auftrag genauer erklären, damit die Mission auch beim Verlust des Kommando-Offiziers erfolgreich fortgesetzt werden kann. 

Commander Sinclair bringt ein brisantes Fallbeispiel: Ein Außenteam wurde auf einen Planeten  entsandt, nun braut sich ein heftiger Ionensturm zusammen. Ein Shuttle soll also zur Planetenoberfläche fliegen, um das Aussenteam zurückholen. Die Situation unten ist unbekannt, das Zeitfenster eng.
Captain Gallagher bremst die dienstälteren Offiziere: Ich & MacPherson dürfen erst einmal nicht auf die Frage antworten, er hätte die Antwort gerne von unerfahreneren Offizieren oder Anwärtern. Schließlich antworte PO Valeris und präsentiert die richtige Auswahl an Personal für so einen Einsatz.
Commander Sinclair spricht sich an dieser Stelle klar für Cross-training aus! Denn man muss ggfs. weniger Personal in eine gefährliche Situation bringen, wenn mehrere Crewmitglieder Abteilungsübergreifende Fertigkeiten aufzuweisen haben. Bestechende Logik…
Im Fallbeispiel 1.2 wird es brisanter: Der Ionensturm nimmt stärker zu als gedacht, der Außenteamleiter muss nun entscheiden, ob er seine Leute in einer unbekannten Höhle für unbekannte Zeit in Sicherheit bringt oder ob er eine riskante Evakuierung wagt. Ensign Rozhenko ist für die Höhle, auch PO Valeris würde eher in der Höhle Schutz suchen.
Tatsache ist: Es gibt bei der Frage keine richtige oder falsche Entscheidung, aber man muss schnell abwägen und sich entscheiden können! Und das ist der wichtige Punkt bei dieser Situation.
Es geht noch weiter: Im Fallbeispiel 1.3 erschüttert ein Beben die Höhle, welche instabil wird. Um die Höhle schließlich evakuieren zu können muss das Höhlendach mit einem Kraftfeld abgestützt werden. Eine Person muss in der Höhle zurückgelassen werden um das Feld ständig nach zu justieren, damit der Rest aus der Höhle entkommen kann. Es geht also um die Entscheidung: Wen bestimmt ein Offizier an dieser Stelle, um zurück zu bleiben? Im sicheren Wissen, dieses Crewmitglied zum Tod zu verdammen? Captain Gallagher will die Antwort diesmal zuerst von der Cardassianerin Alo Goren, dann von Ensign Nabaar. Beide Frauen tun sich sehr schwer mit der Antwort, Ensign Nabaar bricht sogar in Tränen aus und muss den Raum für ein paar Minuten verlassen um sich zu sammeln.

Ich ertappe mich dabei, dass ich die richtige Antwort nach knapp 3 Sekunden im Kopf parat hatte und auch weiß, dass ich in der Lage bin, sie auch umzusetzen. Auf eine gewisse Weise erschreckt mich das. Bin ich zu abgebrüht? Bin ich solche Situationen zu sehr gewohnt? Sollte es mir nicht deutlich schwerer fallen, solch harte Entscheidungen zu fällen? Oder macht das einen guten Offizier aus: In Krisensituationen schnelle, klare Entscheidungen zu treffen und erst zusammen zu brechen wenn die Mission vorüber ist? Ich sollte mal mit Rozhenko darüber reden.

Natürlich ist es auch nicht von der Hand zu weisen, dass Ensign Nabaar mit ihrer Entscheidung, selbst die Person zu sein die in der Höhle bleiben würde, einen guten Punkt gebracht hat, denn, so wirft Valeris korrekt ein: Man darf nichts von seinen Leuten erwarten, was man nicht selbst zu tun bereit wäre! Auf der anderen Seite darf der führende Offizier in einer solchen Situation eben gerade NICHT derjenige sein, der zurück bleibt, weil er bis zum Ende der Mission für seine Untergebenen verantwortlich ist.
Letztendlich müssen also die Untergebenen ihrem Führungsoffizier so sehr vertrauen dass sie wissen, dass er es jederzeit tun WÜRDE wenn er DÜRFTE... und diese Art von Vertrauen muss man sich schon hart verdienen.
Es ist unvermeidlich, dass die Diskussion an dieser Stelle eine scharfe Wende zum letzten Flug der Columbia nimmt: Wie steht es um das Vorrecht des Captains, mit dem Schiff unterzugehen? Wie ist das mit dem eben diskutierten Beispiel vereinbar?

Diesmal antwortet der Captain selbst: Er hatte im Fall Columbia den Luxus, sich selbst wählen zu können, weil er genügend Kommando-Offiziere hatte, die die Mission weiter führen konnten. Und er hatte keinen klaren Auftrag nach dem er hätte handeln können. Ich stelle fest dass die Antwort mich nach wie vor nicht zufrieden stellt, daher rutscht mir ungeplant die Frage heraus, wann die Verantwortung eines Captains für seine Crew endet ?
Gallagher kann die Frage nicht ganz beantworten, aber ich bemerke, dass ich da einen wunden Punkt getroffen habe.

Nachdem schon zu diesem Zeitpunkt die Diskussion den Zeitplan der Schulung gesprengt hat, bringt Commander Sinclair die restlichen Offizierspflichten zügig ans Publikum:
Punkt Ausbilder: Der Offizier hat mit Crosstrainings für ein breites Spektrum an Fähigkeiten innerhalb des Personals zu sorgen. Dabei muss er die Ausbildung nach den Kriterien planen, Wissen- und Fähigkeitslücken innerhalb des Gesamtpersonals zu schließen.
Der Punkt Vorbild wurde schon ausreichend beleuchtet und diskutiert, daher gibt der Commander uns eine Frage als Hausaufgabe auf, die nicht hier und jetzt beantwortet werden muss: Wer war im bisherigen Leben Vorbild für mich? Ich gebe zu - das ist eine schwierige Frage. Bis vor wenigen Jahren war das definitiv noch mein Vater und auch unsere Vorfahren, die ihr Leben konsequent der Verbrechensbekämpfung gewidmet haben. Seit ich meinen Vater aber mehrfach als bedauernswert engstirnig erlebt habe, ist seine Position auf dem hohen Sockel sehr ins Wanken geraten. Derzeit? Könnte ich es gar nicht so genau sagen. Ich verschiebe die Frage gedanklich auf später. Viel später.
Beim Punkt Mentor geht es darum, dass man immer Offizier ist, wenn Untergebene anwesend sind - auch nach dem Ende der Dienstzeit. Man muss immer ein offenes Ohr haben und immer Idealistisch sein.
Diesmal ist die Frage einfacher: Wie verstehen Sie sich in ihrer derzeitigen Rolle als Mentor? Nehmen Sie diese Rolle bewusst wahr? Ja, tue ich. Und ja, ich will für meine Leute Vorbild sein und der Offizier dem sie vertrauen können. Ob ich das immer schaffe? In der Vergangenheit vermutlich nicht. Die Zukunft wird es zeigen - aber danach streben? Immer!

Nach einer kurzen Pause geht es direkt weiter mit der nächsten Schulung zum Thema Führungsprozess. Dazu hat der Commander ein schönes Schaubild, das zeigt, dass die Prozesspunkte: Lagefeststellung > Entscheidungsfindung > Befehlsgebung (klare Befehle) > Kontrolle; im Grunde ein ewiger Kreislauf sind, denn wenn der Offizier bei der Kontrolle der ausgeführten Befehle feststellt, dass es aus welchem Grund auch immer nicht zum gewünschten Ergebnis geführt hat bzw. das Ergebnis eine neue Situation liefert, geht es direkt wieder mit einer neuen Lagefeststellung weiter.
Wusste ich, praktiziere ich auch, habe ich aber schon lange nicht mehr so gut strukturiert gesehen.

Commander Sinclair kommt als nächstes zur Unterscheidung von Führungsoffizier und Fachdienstoffizier.
Führungsoffiziere sind: Alle in Rot, aber auch Sicherheitsoffiziere, Ops und auch Counseling (Moral)… wobei der Commander einwirft, dass es auch viele gibt, die Counselor nicht unter Führungsoffizieren einsortieren.
Fachdienstoffiziere sind: Wissenschaftsoffiziere, Technik, Medizin, Counseling, und JAG-Offiziere
Ende der Schulung, Wegtreten, Kaffeetrinken.
Bisher ein sehr zufriedenstellender Tag mit vielleicht ein paar zu vielen gedanklichen Anregungen.


SD 23880622.163 Paartherapie


Counselor Rozhenko bestellt Kenneth und mich zum Gespräch ein - genau wie angekündigt. Und da sitzen wir dann: Kenneth und ich uns gegenüber, beide nervös wie Kadetten im ersten Jahr die zum Rektor bestellt worden sind, und Rozhenko zwischen uns - als Mediator und Counselor.
Ich weiß dass es höchste Zeit wird daß Kenneth und ich reden - seit dem Ende des Kampfes gegen die Borg haben wir uns nicht mehr unterhalten... und das ist definitiv viel zu lang. Rozhenko beginnt damit, dass er erklärt kein wirklicher Paartherapeut zu sein, sich aber dennoch in diesem Fall als ein solcher anzubieten. Er bittet uns, ganz offen zu sein und unsere Gefühle klar zu äußern.
Gefühle äußern - schwierig. Skurril eigentlich für eine Halb-Betazoidin wie mich. Aber Beziehungsgespräche machen mich nervöser als Kampfsituationen... Wenn ich jetzt wie Wahl hätte würde ich vermutlich lieber eine Bar voller Orioner und Naucasianer ausheben als dieses Gespräch zu führen, und diesmal verstecke ich meine Gefühle vor Rozhenko nicht. Trotzdem kommt das Gespräch irgendwie - wenn auch stockend - in Gang. Wir beide legen unsere Gefühle und unsere Sichtweise der Situation dar. Für Kenneth ist das genau so schwierig wie für mich und Rozhenko vermittelt dabei sehr gut. Immerhin stellen wir fest, dass wir eine gemeinsame Basis haben: Sowohl für Kenneth als auch für mich ist der Dienst an der Sternenflotte und das Wohlergehen der Crew die höchste Priorität - deutlich vor privaten Beziehungen. Nur trifft Kenneth daraus eine andere Schlussfolgerung als ich. Und natürlich hat er auch dafür, dass er mich von der Brücke gebeamt hat als er in den Borg-Kubus geflogen ist, eine andere Begründung als ich... aber trotzdem schaffen es Rozhenko und Kenneth, meine eigentlich fest stehende Entscheidung ausreichend ins Wanken zu bringen, dass ich mich darauf einlasse, ab jetzt wöchentliche gemeinsame Gespräche mit den Beiden zu führen. Wir werden sehen ob das zu etwas führt.


SD 23880622.173 Vortrag über Toxikologie


PO Valeris hält ihren Vortrag über Toxikologie, der Teil ihrer Ausbildung und Prüfung zum Offizier ist, vor allen,  die es interessiert - und das sind so ziemlich alle Anwesenden. Sehr gut gegliedert und präsentiert gibt sie einen Überblick über die Gifttiere der Erde (hauptsächlich Australiens), erklärt die Unterschiede zwischen Toxins, Venoms und Poisons und erklärt die Gos und No-Gos der Erstbehandlung, wobei sie mit den meisten sich hartnäckig haltenden Mythen ordentlich aufräumt.
Alles in allem kann ich sagen, dass ich dem Vortrag von Anfang bis Ende sehr gut folgen konnte und es freut mich, dass Valeris ihren Vortrag so Zuschauerorientiert vorbereitet und präsentiert hat - ich fand das wirklich sehr informativ und gelungen!


SD 23880622.183 Schulung über Formaldienst


Den letzten formellen Tagesordnungspunkt, die Schulung über Formaldienst, präsentiert wieder Commander Sinclair exklusiv vor den Offizieren. Er behandelt die Themen Antreten zur Information, Antreten zum Appell, korrektes Meldung-machen und die wichtigen Feinheiten der Kommunikation. Es ist erneut eine Auffrischung meines Wissens, aber sehr gut zusammengefasst und erläutert. Ich werde mich die nächsten Tage mal hinsetzen und das Ganze für meine Abteilung aufarbeiten (Stichpunkt Ausbildung und Mentoring). Für die Sicherheit ist das alles auch wichtig zu wissen, da wir diejenigen sind, die auf Verstöße achten müssen. Aber das mache ich nicht jetzt, denn direkt nach dem Ende der Schulung wird das Buffet eröffnet.

Der Koch dieser Gästesektion der Flottenwerft hat hervorragendes geleistet! Nicht nur hat er sich zu Ehren seiner Gäste in eine Uniform der legendären USS Columbia NX 02 geworfen, er hat auch so Köstlichkeiten wie bajoranisches Hasperat, Gurken-Gorns, Bruschetta-Brote, Hähnchen-Cordon-Bleus, diverse Salate und eine exzellente Nudelpfanne bereitet. Und dann ist da noch der himmlische Nachtisch...
Einige scherzen, dass das Buffet die Vorbereitung für einen Uniform-Stoff-Stresstest sein muss, wer sonst käme auf die Idee, die Crew sich erst derartig kugelig essen zu lassen um sie direkt im Anschluss in Figurnahe Parade-Uniformen zu stecken??
Der Captain jedenfalls gibt die Order aus, direkt im Anschluss an das Buffet die Parade-Uniformen anzuziehen und sich in der Bar zwei Decks höher einzufinden.
Es ist knapp, atmen wird auch irgendwie überbewertet, aber die Parade-Uniform geht noch irgendwie zu uns scheint auch zu halten.
Also - die Bar kann kommen!


SD 23880622.193 In der Bar...


Der Großteil der Crew erscheint wie befohlen in schicker Parade-Uniform... Wir sehen schon richtig gut aus! Commander Sinclair macht mit die beste Figur in der weiß-grauen Uniform... wäre ich zehn Jahre jünger könnte ich in Versuchung kommen. Bin ich aber nicht - also auf an die Bar und ein Gespräch mit Captain Hunter gesucht. Dieser wird bis auf weiteres weiter in der Hilfsflotte von Admiral Picard dienen und romulanische Flüchtlinge in Notunterkünfte bringen.
Noch stehen die meisten erwartungsvoll im Raum herum, und eine allgemeine leichte Anspannung bringt die Luft noch etwas zum Vibrieren. Allerdings hat Captain Gallagher nicht vor, die Anspannung allzu schnell aufzulösen, sondern gibt die Order aus, nicht wie die Ölgötzen herumzustehen sondern sich was zu trinken zu holen und sich zu setzen.
Auch der Ferengi Garm stößt in der Bar zur Crew dazu und... ich könnte schwören dass sein leuchtend Türkisfarbener Anzug aus einem schimmernden Stoff im Dunkeln geleuchtet hat!! Jedenfalls sehe ich die Farbe immer noch auch wenn ich die Augen schließe - ein bisschen wie wenn man zu lange in zu helles Licht geblickt hat.
Den versprochenen Drink gibt er mir allerdings nicht aus.

Bevor Captain Hunter und Commander Sinclair ihren Pflichten nachkommen müssen, ringe ich mich doch noch durch, den Commander zu fragen, wie er entscheiden würde, wenn er in einer brisanten Situation zwischen Direktiven und Regularien wählen müsste ohne die Zeit, das eine höhere Stelle entscheiden zu lassen: Er überlegt nur kurz, antwortet dann aber gerade heraus: Er würde sich für die Direktiven entscheiden, würde nach seinen Idealen streben und so handeln, dass er am nächsten Morgen noch in den Spiegel sehen kann. Die Konsequenzen würde er natürlich auch akzeptieren und tragen. Das erleichtert mich irgendwie - ich fühle mich weniger allein mit meiner Entscheidung. Der Mann ist mir wirklich sympathisch.

Nachdem schließlich alle in der Bar angekommen sind und einen guten Drink bekommen haben, lässt Captain Gallagher die Crew antreten. Es werden zahlreiche Ehrungen verteilt und wirklich niemand geht leer aus! Besonders freue ich mich für Doc Sanders, der eine hart verdiente Medical Achievement Medal bekommt, Crewman Funk, der eine Tactical Achievement bekommt und Crewman MacTavish, der eine Science Achievement Medal bekommt. Ich bekomme mein zweites Purple Heart (und bin nach wie vor unschlüssig ob ich mich darüber freuen soll... aber für kontinuierlich solides führen von Außenteams in maximal stressigen Situationen gibt's eben nichts) und Captain Gallagher bekommt sein erstes, verdientes Purple Heart.

Ich schnappe mir Crewman Funk um ihm mal ordentlich auf den Zahn zu fühlen. Obwohl ihn die hohen Verluste während der Schlacht gegen die Borg immer noch ziemlich mitnehmen kommt er, nachdem ich vorsichtig nachbohre, zu dem Schluss, dass er in einer vergleichbaren Situation wieder genau so handeln würde. Wenn er der fähigste Taktiker an Bord ist, würde er jederzeit wieder den Schlachtplan entwickeln und an der Taktik-Konsole stehen, auch wenn es Personal mit höheren Rängen gibt. Auch wenn er laut eigener Aussage Angst vor der Verantwortung hat, stellt er sich derselben im Dienst bereits zu jeder Zeit. Dass er somit im Grunde bereits wie ein Petty Officer agiert (inklusive dem Führen von unterstellten Crewmitgliedern) und sich nur scheut, sich das einzugestehen, akzeptiert er zähneknirschend und kann nicht wirklich etwas dagegen sagen. Im Gegenteil: Dass ich so denke erfüllt ihn mit Stolz, den ich deutlich spüren kann, obwohl er das niemals zugeben würde. Dass ich ihm ab diesem Moment den Spitznamen "Acting Petty Officer" verleihe, nimmt er ebenfalls mit Stolz hin. Ich hoffe, ihn auf den richtigen Weg geschubst zu haben. Das einzige, was ihm im Weg ist, ist sein eigener Schatten.

Etwas später kommt eine Live-Nachricht aus dem Sternenflotten-Hauptquartier für uns über Subraum hinein und Captain Gallagher spielt es direkt in der Bar ab.
Die Nachricht ist von Admiral Beauvoir, der eine wirklich rührende Rede über Verluste und Gewinn an die Crew hält (ich hoffe, der Admiral bekommt kein falsches Bild von der Crew, die er in einer dämmerigen Bar mit Cocktails in der Hand vor sich sieht... aber er lässt sich nichts anmerken).
Am Ende der Rede gibt es dann endlich die Antwort auf die Frage, die uns bereits seit drei Tagen viele Nerven kostet: Ja, wir bekommen ein neues Schiff! Ja, die Crew wird zusammen bleiben und Captain Gallagher bleibt unser Captain!
Das neue Schiff ist tatsächlich eine Nova-Class im Rhode-Island-Typ, und sie wird die Kennung USS Columbia NCC 60121 A tragen!
Einige in der Crew sind zu Tränen gerührt, viele (vor allem die Techniker) haben leuchtende Augen beim Anblick des Schiffes, das zugegebenermaßen optisch recht ansprechend ist. Viele würden am liebsten direkt an Bord gehen um sich mit dem Schiff und seinen Funktionen vertraut zu machen... aber sie werden sich noch gedulden müssen, denn das Schiff ist noch nicht ganz fertig gestellt.
Captain Gallagher trifft schon mal eine der wichtigsten Entscheidungen: Er ernennt Lt. MacPherson zum neue XO der Columbia. Lt. Reynolds, so erzählt er etwas später, hat sich auf eigenen Wunsch versetzen lassen und wird nicht mehr mit der Crew zusammen dienen. Es stimmt mich etwas traurig, dass es wirklich einfach nicht funktioniert hat mit Reynolds und der Crew. Aber es ist wie es ist. In dem Zuge wird auch verkündet, dass Alo Goren sich der Crew im Bereich der Wissenschaft anschließen wird und auch die Medizin mit PO Keller ein viertes Mitglied bekommt.

Der Euphorie bezüglich des neuen Schiffes kann ich mich nicht ganz anschließen. Tatsächlich bin ich ziemlich emotionslos was die Nachricht angeht. Ja, natürlich freue ich mich dass die Crew zusammen bleiben kann, aber mein Herz hängt noch an der alten Columbia, die für sechs Jahre meine wirkliche Heimat war, mit der ich viele schöne Erinnerungen verbinde und mit der zusammen ich einige wichtige persönliche Gegenstände verloren habe. Und wenn ich ehrlich bin - ich habe es endlich geschafft, zu akzeptieren, dass ich für die Crew Offizier sein muss, also Vorbild, Mentor, Ausbilder... kein Familienmitglied. Heißt, tief drin bin ich gefühlt immer noch irgendwie ohne Heimat oder Familie, was ich aber nie laut sagen würde. Wir werden sehen wie es sich in Zukunft entwickelt.

Irgendwann später am Abend führe ich ein sehr gutes Gespräch mit Counselor Rozhenko (noch eins), dem ich nach zwei-drei Drinks das Herz und die Seele ausschütte. Für meine Verhältnisse ungewohnt offen erzähle ich ihm von meiner ersten Beziehung und wie diese geendet ist, davon wie es mir nach dem JAG-Verfahren ging und warum mich das Purple Heart nach fünf Reanimationen eher kalt lässt. Er reagiert irgendwo zwischen schockiert, mitfühlend und motiviert. Wir vereinbaren ein paar Termine in einem Trainingsraum mit Klingenwaffen. Eigentlich hatte ich das Bath'leth angesprochen, aber damit kann er nicht so gut umgehen, obwohl seine familiäre Nähe zu "Cousin Worf" und seine Statur es nahe gelegt hätten. Das schottische Breitschwert ist eher seine Waffe - nun, wir werden etwas finden.
Etwas später gesellt sich auch Ensign Nabaar dazu und wir vertiefen das Gespräch. Die Aussagen von Lt. Reynolds und Lt. MacPherson, dass sie sich der Crew gegenüber mitunter zu emotional zeigt (obwohl sie das definitiv nur in der dienstfreien Zeit tut) verunsichern die junge Offizierin etwas. Wir sprechen mit ihr über das, was auch Commander Sinclair gesagt hat: Dass ein Offizier in Gegenwart von Crewmitgliedern niemals ganz außer Dienst ist und immer Vorbildfunktion hat. Das ist für Ensign Nabaar nicht leicht zu verdauen und bringt mich wieder zu dem Punkt, dass eine Offiziersmesse im neuen Schiff vielleicht wirklich keine so schlechte Idee wäre. Ein Ort wo sich auch wir Offiziere mal richtig auskotzen oder gepflegt zusammenbrechen können, wenn wir Dienstfrei haben oder die Mission es notwendig macht.

Der Rest des Abends ist gemütlich und entspannt: PO Stuvek unterhält sich angeregt mit Alo Goren, die ihrerseits ein Auge auf PO Kassabyan geworfen hat, was den wiederum völlig aus dem Konzept bringt.
PO Valeris musiziert, Lt. MacPherson stimmt mit ein und beide bekommen verdienten Applaus... was mich zu dem Gedanken bringt ob ich mir nicht auf der Omega Station eine Band suchen sollte oder so. Musizieren vor den eigenen Crewmitgliedern kann ich glaube ich nicht mehr - es fühlt sich falsch an für meine Position als Vorbild und Offizier, die Crew mit Musik zu bespaßen. Muss jeder für sich wissen, aber ich habe die Kritik ja durchaus wahr- und angenommen.
Na, wir werden sehen...

Die Nacht ist jedenfalls spät geworden, ab ins Bett, auch Sicherheitsoffiziere brauchen ihren Schönheitsschlaf.


Logfile Ende
gez. Lt. Lucille Javert